Im Folgenden möchten wir kurz die Bogentypen vorstellen, die in unserem Verein zurzeit genutzt werden. Es ist nur ein kurzer Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit – denn so alt das Prinzip des Bogens ist, so vielfältig gestalten sich auch die Varianten und Einsatzmöglichkeiten von Bögen.
Der Recurvebogen ist der Allrounder unter den in Deutschland verwendeten Bögen. Er ist gut durch seine geschwungenen Wurfarme zu erkennen die im gespannten Zustand vom Schützen wegweisen.
Im Vergleich bietet diese Konstruktion ein paar Vorteile: Der Recurvebogen kann in den Armen mehr Energie speichern als ein Langbogen, d.h. der Bogen überträgt bei gleicher Zugkraft mehr Energie auf den Pfeil. Zudem liegt die Sehne des Bogens durch die geschwungene Form auf den Wurfarmenden auf, wodurch der sogenannte Handshock, d.h. die Rückübertragung überschüssiger Energie auf die haltende Hand nach dem Schuss, verringert wird.
Zuletzt setzen sich moderne Recurvebögen aus mehreren Teilen zusammen: Einem Mittelteil und den Wurfarmen. Diese Teile können einfach ausgetauscht werden, was die Wartung vereinfacht und die Flexibilität erhöht.Auch wenn das Prinzip des Recurvebogens ähnlich alt ist wie das des Langbogens, wurde es doch im Laufe der Zeit stärker verändert und ausgebaut. Gute Recurvebögen sind bereits für unter 100 € zu bekommen und erlauben es Einsteigern, sich ohne große Kompromisse in das Gebiet des Bogenschießens einzufinden – denn ein Austausch der Wurfarme, um den Bogen der wachsenden Kraft des Schützen anzupassen ist ebenso leicht möglich wie etwa das Anbringen von Ziel- und Stabilisierungsvorrichtungen oder die Wartung.
Compoundbögen sind Exoten, wenn man ihren Grundaufbau mit dem historischer Bogentypen vergleicht. Erfunden erst 1966, basieren sie auf einem System unterschiedlich großer Rollen, auf dem die Kabel oder Sehnen des Bogens aufgerollt sind.
Die Rollen sitzen an den Enden der Wurfarme und verändern den Kraftverlauf beim Ausziehen des Bogens. Vereinfacht gesprochen ermöglichen sie es dem Schützen, beim Ziehen der Sehne eine Hebelwirkung einzusetzen, der die zum Ziehen des Bogens nötige Kraft dramatisch reduzieren kann. In der Anwendung bedeutet dies, dass der Bogen zunächst wie jeder andere Bogen gespannt werden muss. Erreicht der Schütze aber einen bestimmten Ausziehpunkt, greift das Rollensystem und reduziert die Kraft zum weiteren Ziehen oder Halten des Bogens – meist um etwa 70%!
Als Folge können auch körperlich schwache Personen starke Bögen ruhig halten und entspannt mit ihnen schießen.Die Kehrseite von Compoundbögen ist neben dem vergleichsweise hohen Preis auch ihre Komplexität. Zwar können die fast alle dieser Bögen in Bezug auf Auszugslänge und Zuggewicht einfach verstellt und angepasst werden, dies ist aber oft auf einen bestimmten Bereich, z.B. 40-60 Pfund Zuggewicht beschränkt. Tiefergehende Veränderungen wie das Austauschen der Sehne benötigen zudem spezielle Ausrüstung, über die meist nur Bogenhändler oder -hersteller verfügen.
Für technikaffine Schützen, Menschen mit einem Hang zur Exotik oder einfach körperlich schwache Schützen stellen Compoundbögen eine echte Alternative zum Recurvebogen dar. Ebenso interessant dürften sie für diejenigen sein, die gern jedem Punkt nachjagen – durch die technische Optimierung und vielfältige Erweiterungsmöglichkeiten wie Visiere, Stabilisatoren und Pfeilauflagen aller Art erreichen Compoundbögen meist bessere Trefferquoten als andere Bogentypen.
Der (europäische) Langbogen stellt mit seiner einfachen, an ein schmales ‚D‘ erinnernden Form einen grundlegenden Bogentyp dar, der in Europa bereits seit mehreren tausend Jahren verwendet wird.
Er ist meist mannshoch und besteht gewöhnlich aus einem einzelnen Stück. Die Materialen und die Herstellung von Langbögen haben sich bis heute natürlich gewandelt, aber es gibt auch Schützen, die einen traditionell hergestellten Bogen ihr Eigen nennen und diesen auch gern benutzen. Denn trotz aller Vorteile, die „moderne“ Recurve- oder Compoundbögen vielleicht bieten: Dem ursprünglichen Bogenschießen kommt ein Langbogen in seiner reinen Form vielleicht am nächsten.
Der letzte, heute eher exotische Bogentyp bei uns ist der sogenannte Primitivbogen.
Diese Bögen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie bis auf Ausnahmen nur aus natürlichen, d.h. vorindustriellen Materialen gefertigt werden. Hinzu kommt, dass derartige Bögen meist keine Pfeilauflage oder überhaupt einen ausgeformten Griffbereich besitzen. Die Pfeile werden daher beim Zielen auf dem Handrücken der Bogenhand abgelegt.